Begehung des Stiftsarmstollen im Mönchsberg.
860 Jahre alt ist er und verläuft in den Tiefen des Salzburger Mönchsbergs, der rund 400m lange Stiftsarmstollen. Er ist der älteste Wasserleitungsstollen in Mitteleuropa und Teil des Almkanals.
Im Mittelalter wurden mit dem Wasser die Felder, die es damals im Stadtgebiet gab, bewässert und es wurde im Fall eines Brandes als Löschwasser für die meist aus Holz gebauten Häuser genutzt.
Zudem wurde regelmäßig die Stadt geflutet und die Abfälle damit von den Straßen in die Salzach gespült, was die Stadt vor dem Ausbruch von Seuchen bewahrte.
Später entwickelte sich der Almkanal zur Lebensader für Handwerk und Industrie in Salzburg. Mühlen, Sägen, Schmieden, Hammerwerke und Brauereien nutzten das Wasser.
Bis 1960 wurde die Festungsbahn (Standseilbahn auf den Festungsberg) mit Wasser aus dem Almkanal angetrieben. Von der Bergstation wurde Wasser in die Wassertanks der talwärts fahrenden Bahn gepumpt und im Tal wieder abgelassen. Seit 1960 ist die Bahn auf Elektrobetrieb umgestellt.
Heute steht der Stiftsarmstollen unter Denkmalschutz und das Wasser wird hauptsächlich zur Stromerzeugung, und für Kühlanlagen genutzt.
Das Schleusenhäuschen, Treffpunkt für Führungen durch den Stiftsarmstollen.
Einmal im Jahr, während der sogenannten Almabkehr im September, wenn die Schleuse an der Königsache für drei Wochen geschlossen wird und der Stiftsarmtunnel trocken gelegt wird um das Bachbett zu reinigen, kann man ihn besichtigen. In einer kleinen Gruppe geht’s, in Begleitung eines kompetenten Führers, tief hinein in den Bauch des Mönchsbergs. Ein schauriges und unvergessliches Erlebnis.
Wie die meisten Begehungen des Stiftsarmstollens, begann auch unsere Tour am Schleusenhäuschen in der Brunnhausgasse. Dort trafen wir unseren Tourguide und bekamen Gummistiefel verpasst.
Ganz in Nähe, auf dem Krauthügel, befindet sich übrigens das Krautwächterhäusel, das fälschlicherweise oft als Henkerhäusl bezeichnet wird.
Vom Schleusenhäuschen gingen wir noch einige Meter entlang des Kanals über eine Wiese und dann standen wir am Eingang zur Unterwelt. „Stiftsarmgerinne, Lebensgefahr“ warnte ein Schild am Eingang. Wer bisher noch völlig entspannt war, bekam spätestens jetzt ein kleines Kribbeln in der Magengegend.
Auf dem Weg zum Einstieg in den Stiftsarmstollen.
Einstieg in den Stiftsarmstollen. Unser Tourguide erwartet uns schon.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer unter Platzangst leidet oder ernsthafte Rückenprobleme hat, sollte auf diese Tour besser verzichten. Der 400m lange Tunnelgang führt in Windungen durch den Berg, ist oft sehr eng (0,80m – 1,20m) und nur 1,50m bis 2,20m hoch. Man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht den Kopf stößt und sich oft in gebückter Haltung vorwärts bewegen.
Dazu kommt, dass der Gang nicht völlig trocken ist, bis zu 10cm hoch steht das Wasser im Stollen, und der Untergrund manchmal etwas glitschig ist. Eine gute halbe Stunde dauert die abenteuerliche Wanderung durch den Mönchsberg.
Am Eingang zum Stiftsarmstollen. Noch ist es hell und auch nicht besonders eng.
Die Tour durch den Stiftsarmstollen beginnt.
Mal ist die Stollendecke rund mal spitz. Oft muss ich den Kopf einziehen.
7 Jahre betrug die Bauzeit für den Stollen, der im Laufe der Jahre immer mal wieder eingebrochen ist und ausgebessert werden musste. Größere Einstürze sind aus den Jahren 1596, 1707 und 1790 bekannt. Die Bauweise wechselt von Steinverkleidungen zu Spitzbögen und Rundbögen. Jahreszahlen an den Wänden erinnern an die Ausbesserungsarbeiten.
Jahreszahlen an den Wänden erinnern an Einstürze des Stollens und Wiederherstellungsarbeiten.
Unterwegs sehen wir unterschiedliche Gesteins- und Wandstrukturen.
Da das Wasser nie bis zur Decke steigt, fühlen sich Spinnen im Stollen wohl.
Noch 290m Stollen liegen vor uns.
Etwa in der Mitte des Tunnels zweigt ein Gang ab, es ist die Verbindung zum parallel verlaufenden, um 1562 angelegten Brunnstollen von St. Peter, der heute noch zur Wasserversorgung des Klosters dient. Nach oben führt ein Belüftungsstollen, der jedoch mittlerweile verschüttet ist.
Der Boden des Kanals ist mit Marmorplatten ausgelegt, viele davon sind Grabplatten aus dem ehemaligen Domfriedhof.
Marmorplatten am Boden des Stiftarmkanals.
Kurz nach der Mitte des Tunnels ein kleines Experiment. „Licht aus!“ So die Anweisung unseres Tourguides. Es ist stockdunkel und, ich kann es nicht verleugnen, ein wenig unheimlich. Ich fühle mich dabei nicht wohl und bin heilfroh, als alle wieder ihre Taschenlampen einschalten.
An manchen Stellen ist der Stollen nur 1,50m hoch.
An den Engpässen heißt es bücken und Kopf einziehen.
Unsere Tour durch den Tunnel endet auf dem Petersfriedhof. Wohlbehalten kommen wir wieder ans Tageslicht. Dank Filzhut habe ich das Abenteuer ohne Schramme am Kopf überstanden, lediglich die Klamotten haben den einen oder anderen Fleck abbekommen.
Ohne Blessuren aber deutlich „gezeichnet“ habe ich die Stollentour überstanden.
Der Stollenausstieg auf dem Petersfriedhof.
Wenn du dir nicht sicher bist ob du dich auf das Abenteuer Stiftsarmstollen einlassen sollst, schaust du am besten mal in der Talstation der Festungsbahn vorbei. Dort gibt es eine Softversion des Stollen zum Testen: Die etwa 3m lange Liebesgrotte.
Die Liebesgrotte in der Talstation der Festungsbahn.
Text auf dem Schild der Liebesgrotte: Küsst man sich in der „K&K Liebesgrotte“, wird die Liebe ewig währen.
Warst du auch schon mal im Stiftsarmstollen oder kennst du ein ähnliches Abenteuer?
Mehr Infos zum Stiftsarmstollen findest du auf der Webseite Almkanal und Stiftsarmstollen.
Weitere Blogbeiträge zu unserem Salzburg-Blogtrip und zum Stiftsarmstollen findest du bei
Gerhard:
Der Almkanal: Eine Reise in die Salzburger Unterwelt
Kochkurs mal anders: Küchenparty im Cook & Wine.
Monika und Petar:
Salzburgs geheimnisvolle Seiten entdecken
Österreichisch kochen in Salzburg – am besten mit Freunden.
Elena:
Hinter den Kulissen der Stadt Salzburg: Nachtwächter & Almkanal-Führung!
Angelika:
Der Salzburger Almkanal: Mönchsberg unterirdisch.
Vom Trinkmoor und Salzburger Hausmannskost
Sonja und Udo:
Erlebe Salzburg kulinarisch.
Vielen Dank an Tourismus Salzburg für die Einladung zu diesem Blogtrip.
Jo Igele Reiseblog – Reiseberichte und Reisetipps
Udo Weisner (†19.02.2015) – Reiseblogger / Travelblogger
Zusammen mit meiner Frau Sonja bereise ich die Welt. Wir kennen und lieben die ganze Palette des Reisens von Pauschal bis individual und von Abenteuer bis teuer. Auf unserem Reiseblog / Travel Blog (https://www.jo-igele.de) veröffentlichen wir unser persönliches Reisetagebuch und lassen unsere Leser an unseren Reisen teilhaben.
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Die Almkanal Wanderung ist ein spannendes Erlebnis. Und auch ein einmaliges Spektakel, aufs Jahr gesehen. Denn nur im September kann man den Stollen besuchen. Da heißt’s die Reise zum richtigen Zeitpunkt planen. 😉
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